Warum Neil Young ein wahrer Gott ist

Neil Young 2008 Firenze

von Andrea Barsanti (Hey hey, my my rock and roll will never die) [CC-BY-2.0 oder CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

Neil, ich muss gestehen, mit deiner Art von Musik konnte ich lange nichts anfangen. Mein Fehler, muss ich zugeben. Als ich Musik für mich entdeckt hatte, akzeptierte ich nur die Bandbreite zwischen Rolling Stones und Manowar als akzeptabel und hörbar. Du warst für mich nicht mehr als ein abgehalfterter Folk- und Country-Opa, der sich an den Erfolg junger und radikaler Bands wie Nirvana und Pearl Jam dranhängen wollte. Folglich habe ich dich und die Jungs erst einmal komplett wegignoriert.

Ein sehr großer Fehler, wie ich im Nachhinein eingestehen muss. Entdeckt habe ich dich erst sehr viel später, als ich mich selbst in dunkelschwarzer Melancholie über die verpassten Chancen der Vergangenheit sinniert hatte und zufällig im Hintergrund „My My Hey Hey“ lief. Es war die Zeile „It´s better to burn out than to fade away“, die sich in mein Gehirn brannte. In deiner Stimme schwang – vielleicht nur unterschwellig – ein Unterton mit, der mir sagte, du hattest in deinem Leben mehr als genug Gründe, um hinzuschmeißen und zu verblassen. Deine eigene körperliche Einschränkung, die Krankheit deiner Söhne, die du in oft melancholischen Songs verarbeitet hast. Hey, weiterzumachen und dein Ding durchzuziehen – ohne Rücksicht auf den Massengeschmack oder wirtschaftliche Interessen – verdient höchsten Respekt.

Diese Hintergründe habe ich mir erst erlesen, nachdem ich intensiver in deine Songs hineingehört hatte und mich selbst in vielen wiedergefunden habe. Das waren „Like a Hurricane“, „Heart of Gold“ und „Rocking in a Free World“.  Die Message in den ersten beiden Songs kenne ich selbst nur zu gut: Menschen treten wie ein Wirbelwind in dein Leben, inspirieren dich zu etwas und verschwinden genauso plötzlich, wie sie erschienen sind. Rocking is ne andere Nummer. Drum kämpfen, um das tun zu können, was man wirklich will, verliert sich leider oft im Tagesgeschäft … du hast es geschafft, dafür bewundere ich dich. Und du hast die Power, es als mehr als 65jähriger alter Sack, es noch mit jedem Youngster aufzunehmen … dafür erst recht.

Ich wünschte, wir könnten bei einer gepflegten Flasche Jackie on the Rocks miteinander quatschen oder ich könnte dich zumindest einmal live sehen, deine Power auf der Bühne erleben. Beides wird nicht geschehen. Ersteres, weil uns Welten trennen, Zweiteres, weil ich die letzte Show deines Lebens sehen möchte. Rocke weiter, Neil, den Olymp hast du längst erreicht.

Harry Sochor

Eine Antwort

  1. Gottfried Gas sagt:

    er singt wie ein jammerlappen – helpless

    neil spielt gitarre wie ein halbgott, textet wie ein solcher und komponiert auch wie einer … also ein 1 1/2 -gott 🙂

    love him

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