Superfoods – machen sie gesünder, fitter, schöner?
Was ist dran am großen Run auf Gelbwurz, Schwarzkümmelöl, Quinoa, Amaranth, Goji-Beeren, Chia-Samen, Bockshornklee, Weizengras? Meist zahlt man im Online-Handel oder im Reformhaus einen stolzen Preis dafür. Bücher liefern reichlich Rezepte zum Kochen, Braten, Backen mit den Super-Komponenten, oder befassen sich mit der Herstellung von gesunden Smoothies daraus.
Sie sollen das Abnehmen erleichtern, bei Krankheiten die Therapie unterstützen, Energie und Lebenskraft spenden.
Nicht spricht dagegen, sich mit einheimischen Produkten gesund zu ernähren. Doch die exotische Vielfalt lockt mit neuen Geschmacksvarianten, interessanten Vitalstoff-Profilen und einigen gesundheitsförderlichen Überraschungen.
Echte Alternativen für Vegetarier, Veganer oder Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeit
Eiweiß, ein lebensnotweniger Nährstoff, ist nicht nur in tierischen Nahrungsmitteln enthalten. Einige einheimische, aber auch exotische Körner, Getreide und Früchte können den Bedarf jedoch ebenso gut decken wie ein Stück Huhn oder ein Steak: Dazu gehören beispielsweise die „Südamerikaner“ Quinoa, Chia-Samen und Amaranth.
Wer sensibel auf Gluten reagiert – und Spuren davon verbergen sich in fast allen fertig angebotenen Lebensmitteln – weicht auf Gebäck und Brot aus den genannten Bestandteilen aus. Mit Wasser aufbereitete Chia-Samen eignen sich dabei nicht nur als Ersatz für das „Klebeeiweiß“ im Weizen oder Dinkel, sondern ersetzen auch das Ei im Kuchenteig.
Wer an Diabetes Typ 2 leidet, muss bei der Ernährung starke Schwankungen im Insulinspiegel vermeiden. „Superfoods“ wie Chia-Samen sind zwar geschmacksneutral, haben dafür aber einen extrem niedrigen glykämischen Index: Sie machen als Bestandteil eines Frühstücksmüslis beispielsweise lange satt, ohne den Blutzucker nennenswert zu beeinflussen.
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Alte Haus- und Heilmittel
Schwarzkümmel, Argan-Öl, Goji-Beeren, Chia-Samen, Safran, Bockshornklee beispielsweise finden in ihren Herkunftsländern seit alter Zeit nicht nur in der Küche, sondern auch als Haus- und Heilmittel Verwendung. Ihre Wirkung geht meist auf die einzigartige Kombination ihrer Inhaltsstoffe zurück. Dass Schwarzkümmelöl gegen Allergien hilft und Goji-Beeren-Extrakt sogar bei Chemotherapien verabreicht wird, um die gefürchteten Nebenwirkungen abzumildern, wurde längst durch ernstzunehmende Studien belegt.
Wer nachschlägt, findet auch einheimische Gewächse, die Erstaunliches Leisten: So lässt Hollunderbeerensaft Erkältungsviren keine Chance, und Weizengrassaft, regelmäßig getrunken, hilft die Sehkraft erhalten und stärkt ebenfalls die Immunabwehr.
Superfood – keine Wundermedizin
So wenig wie Vitaminpillen oder –pulver können auch die „Superfoods“ Wunder bewirken. Wer ernsthaft krank ist oder einen hektischen, ungesunden Lebensstil mit einseitiger Ernährung pflegt, kann die Folgen keineswegs einfach „weg-essen“.
Was der Run auf Schwarzkümmelöl, Goji-Beeren und ähnliche Produkte noch mit sich bringt: Der Trend steigert die Nachfrage. In den Herkunftsländern gelten andere Qualitätsstandards als in Europa. In der Hoffnung auf einträgliche Cash Crops werden zuweilen noch bedenkenlos Pestizide oder Düngemittel eingesetzt, oder qualitativ minderwertige Sorten angebaut.
In der Folge ist der Konsument hierzulande schnell um einige Euros ärmer, leidet an Bauchgrimmen und ärgert sich über unangenehme Geschmacksnoten.
Wird Schwarzkümmelöl beispielsweise mit billigen, minderwertigen Ölen gestreckt oder wird es chemisch destilliert, treten Unverträglichkeitserscheinungen auf. Denn häufig bilden sich dabei Terpene, toxische Nebenprodukte, die im kalt gepressten, reinen Schwarzkümmelöl nicht auftreten: Dieses wird in der traditionellen Medizin nämlich sogar als Mittel gegen Bauchschmerzen bei Säuglingen empfohlen.
Unter den über 80 Variationen von Goji Beeren erfüllen nur drei die Voraussetzungen eines wertvollen Nahrungs- und Heilmittels, alle übrigen schmecken bitter und enthalten auch nicht die versprochenen Inhaltsstoffe: Wer sie kauft, wird enttäuscht.
Bio-Qualität ist sicher
Der Einkauf der gesunden Exoten kommt in der Regel etwas teurer zu stehen, denn man sollte nur auf seriöse Quellen zugreifen, und zertifizierte Bio-Qualität erwerben. Damit unterstützt man entweder Agrar-Kooperativen in den Herkunftsländern oder seriös ökologisch arbeitende Betriebe in Europa.
Eine Bereicherung für den Speiseplan
Wer die Superfood-Exoten ausprobiert, erweitert seine kulinarischen Erfahrungen samt seinem Speiseplan und ergänzt womöglich auch seine Hausapotheke um einige wirksame Bestandteile.
Das Eintreten einer versprochenen heilenden und nachhaltigen Wirkung ist meist von längerfristigem Verzehr abhängig. Wer das „Wunder-Korn“ zum schnellen Abnehmen erwartet, wird mit Sicherheit enttäuscht.
B. Langrehr
Liebe Länder, Reisen, Bücher, Natur, Tiere – bin studierte Ethnologin, und seit 3 Jahren Texterin, u. a. für Gesundheits- und Lifestyle-Themen.