Fressen und Gefressen werden – Mobbing-Serie Teil 4

Was tun bei Mobbing – kann man sich wehren?

Mit den möglichen Konsequenzen vor Augen stellt sich natürlich die Frage, ob und was man gegen Mobing tun kann. Die schlechte Nachricht ist: Haben sich ein oder mehrere Mobber auf ein Opfer eingeschossen, kann sich dieses kaum oder gar nicht allein dagegen wehren. Mobber haben meist ein gutes Gespür dafür, wer in der Umgebung eher ein Einzelgänger und damit ein leichtes Opfer ist. Hier gilt das Gesetz der Prärie: Beutetiere, die hinter der Herde, warum auch immer, zurück bleiben, oder aus dieser ausscheren, sind so gut wie tot. Und die Jäger lernen schnell, schon im Vorfeld zu erkennen, welches Tier das voraussichtlich sein wird….

Hier gilt also: Vorbeugen ist besser als heilen. Wer sich mit seinen Kollegen, egal ob angestellt oder selbstständig, gut versteht, auch mal nach Feierabend auf ein gemeinsames Bier geht oder bei Gruppen-Aktionen öfter dabei ist, bietet weniger Angriffsfläche als jemand, der die Kollegen zwar schätzt, sich aber in der Gruppe nicht wohlfühlt. Sich zu verbiegen und auf Druck dabei zu sein, weil man sonst zum Opfer werden kann, ist aber auch nicht sinnvoll, denn eine „Zwangsverpflichtung“ hinterlässt immer einen schalen Beigeschmack. Hier gilt es, ein gesundes Mittelmaß zu finden.

Regel Nummer zwei: Konflikte sind möglichst sofort, direkt und bilateral zu lösen. Sich beim Chef zu beschweren, weil „der Müller hat schon wieder….“ oder sich beim Auftraggeber darüber auszulassen, dass „die Schneider ja immer schlechte Arbeit liefert“ ist nicht nur schlechter Stil, sondern setzt gerade jenen Kreislauf aus Hinterrücks-Aktionen in Gang, der für Mobber die ideale Gelegenheit bietet, tätig zu werden. Wer hingegen ein Problem offen anspricht und zu seinen Schwächen steht, nimmt möglichen Angreifern die Wind aus den Segeln. Nichts macht sprachloser, als ein „Ja, ich weiß, das war nicht so toll, da habe ich einen Fehler gemacht, aber ich habe dieses und jenes getan, um das zu korrigieren“. Was soll man da noch petzen, wenn es ohnehin schon jeder weiß?

Regel Nummer drei: wer meint, Mobbing-Opfer zu sein, sollte sofort Hilfe suchen. Entweder bei neutralen Kollegen, denen die Situation geschildert wird, um Feedback zu erhalten, ob es schon Mobbing ist oder möglicherweise nur ein Missverständnis war. Oder, wenn es zu mehreren, deutlich aggressiven Handlungen durch ein und dieselben Personen gekommen ist, gleich zum nächsthöheren Vorgesetzten oder der Personalabteilung bzw. dem Betriebsrat, wenn einer vorhanden ist. Nicht versuchen, den oder die Mobber zu befrieden, nicht versuchen, das Thema unter den Teppich kehren, weil es peinlich ist. Wer nichts sagt, hat auch keine Probleme und es ist entsprechend schwer, glaubhaft zu machen, dass es ein monate- oder gar jahrelanger Prozess war, bis das Mobbing zur „Katastrophe“ geführt hat. „Aber Sie haben ja nie etwas gesagt, da war es wohl nicht so schlimm!“ ist noch das Harmloseste, was man zu hören bekommt.

Für Selbstständige, die keinen Chef oder Betriebsrat haben, ist es ratsam, sich mit Fakten zum Mobbing sofort an den oder die betroffenen Auftraggeber zu wenden. Wer (mit Screenshots, Email, Aufnahmen, eventuell Zeugen) belegen kann, dass es immer dieselben sind, die die eigene Arbeit schlecht machen, hat den besseren Standpunkt in Verhandlungen. Generell gilt ohnehin, dass Selbstständige sich besser und erfolgreicher gegen Mobbing wehren können als Angestellte, jedoch auch leichter zum Angriffsziel werden können. Wo es Angestellte schwer haben, den Spieß umzudrehen, gelingt es Selbstständigen oft gut, und statt des Gemobbten verliert der Mobber seine Aufträge.

Eines aber gilt immer: Nichts tun ist die denkbar schlechteste Strategie. Wer sich wehrt, hat vielleicht eine Chance von 30 bis 60 Prozent, wer sich nicht wehrt hat gar keine.

Und die Mobber?

Kurzfristig mögen sie die Sieger sein, langfristig ist das Verhalten nicht unbedingt die beste Strategie. Denn spätestens beim dritten Opfer fällt auf, dass ähnliche Probleme weiterbestehen oder erneut auftreten, selbst wenn das vermeintliche „Übel“ beseitigt ist. Und dann ist die Ursachenforschung meist sehr unangenehm, führt zu viel heftigeren Konsequenzen als der Mobber dachte und oft dazu, dass seine gesamte Welt zusammenbricht. Vielleicht ein, wenn auch schwacher Trost, sich immer wieder vor Augen zu halten, dass die Welt manchmal doch gerecht sein kann….

Weiter geht es zu den Mobbern in Teil 5 der Serie!

Barbara Langrehr

Liebe Länder, Reisen, Bücher, Natur, Tiere - bin studierte Ethnologin, und seit 3 Jahren Texterin, u. a. für Gesundheits- und Lifestyle-Themen.

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