Bayern is(s)t wie Österreich???

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Bayern oder Österreicher? Für Menschen jenseits des Weißwurstäquators macht das im Allgemeinen keinen großen Unterschied. Sie sprechen seltsam, laufen oft in lustigen Trachten herum und trinken gerne Bier. Unterschiede – falls vorhanden – sind also allenfalls rudimentär. Dass dem ganz sicher nicht so ist, habe ich vor gut einem Jahr festgestellt, als ich meinen Lebensmittelpunkt in den Großraum Wien verlegte. Die größte Überraschung hatte mich wider erwarten in der Küche erwartet. Denn noch immer – wenn auch etwas seltener – kommt es vor, dass ich ob der kulinarischen Selbstverständlichkeiten so entgeistert schaue wie wenn ich vom Kellner meiner Stammkneipe gefragt werde, ob ich ein KLEINES Bier haben möchte?

Wo die Vielfalt zu Hause ist

Ein Grund, warum die österreichische Küche mit Fug und Recht zu den besten der Welt gezählt werden kann, ist die Vielfalt, die sich dem Genießer auf kleinem Raum offenbart. Das gilt weniger für die bekannten Tourismusorte, wo eher langweilige Kreationen wie Wiener Schnitzel, Schweinsbraten oder Kaiserschmarrn und natürlich die Sachertorte als kulinarische Highlights verkauft werden. Wer die typisch österreichische Küche genießen möchte, sollte besser ein Lokal besuchen, in dem Einheimische die deutliche Mehrheit der Gäste darstellen. Also ein originales Wiener Beisl oder einen niederösterreichischen Gasthof zum Beispiel. Hier erwarten den Gast Gerichte, die ganz offensichtlich von der böhmischen, ungarischen, kroatischen und sogar der mediterranen Küche beeinflusst sind. Der Grund: Das Prinzip des Leben-und-Leben-lassens hatte auch zu Zeiten der k. und k.-Monarchie schon Bestand, sodass sich die Menschen und ihre regionalen Besonderheiten im Reich der Habsburger sehr viel mehr miteinander vermischt hatten, als es in anderen Reichen der Fall war.

Produkte aus der Region

Und auch wer nicht regelmäßig auswärts isst – was in Österreich zu durchaus humanen Preisen möglich ist – kann mit wenig Aufwand äußerst abwechslungsreich kochen. Dafür sorgt etwa die Tatsache, dass selbst im Discounter größtenteils saisonale Produkte aus der Region angeboten werden. Wer sich ausgewogen und regional versorgen möchte, muss also nicht zwangsläufig eine zeitaufwändige Rundfahrt über sämtliche Biohöfe der Region machen, wie es in Deutschland oftmals der Fall ist. Das gilt auch für andere Lebensmittelgeschäfte wie Bäckereien und Metzgereien, die eine wesentlich größere Vielfalt im Sortiment haben als ich es von Deutschland her kenne. Etwa ein Dutzend verschiedener Schinkensorten sind in der Metzgerei eher die Regel als die Ausnahme.

Wenn ich doch nur aufhören könnte

Mein Ehrgeiz bestand nach dem Umzug darin, mich möglichst gut an die neue Heimat zu akklimatisieren. Ergo wollte ich mich einmal quer durch die k.und k.-Küche essen. Das sollte sich jedoch als ebenso nachteilig auf die Figur auswirken, wie der Versuch, einen umfassenden Eindruck von den Bieren österreichischer Brauereien zu gewinnen. Die Waage steht nun etwa 20 Kilo über dem bisherigen Allzeithoch. Und das nur, um festzustellen: Wäre das Bier nur halb so gut wie das Essen, dürfte sich jeder Bayer in Österreich wie im Himmel fühlen.

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