Die Angst vorm schwarzen Loch
Es gibt wohl kaum jemanden, der in einem kreativen Beruf arbeitet und diese Situation nicht kennt: Ein wichtiger Auftrag liegt auf dem Tisch und nichts geht… Und je näher der Abgabetermin rückt, desto größer wird der Druck und damit die Blockade. Wer einmal in dieser Situation war, den begleitet diese Angst für den Rest seines Berufslebens. Das Tückische an solchen Blockaden ist, dass sie immer dann auftreten, wenn man sie am wenigsten brauchen kann: Nämlich meist dann, wenn das Auftragsbuch voll ist und man die Aufträge der Reihe nach eigentlich schön abarbeiten könnte.
Mit dem Ergebnis der Arbeit ist der Kreative dann in den seltensten Fällen zufrieden. Oft ist er der Meinung, „das hätte jetzt ein Zehnjähriger besser hingekriegt“. Damit einher geht natürlich auch die Unsicherheit, ob man nicht vielleicht tatsächlich Mist abgeliefert hat und sich deshalb der Auftraggeber verabschieden könnte.
Davor bin ich doch gefeit… oder?
Selbst eines Tages davon betroffen zu sein, kann sich am Anfang der Texterkarriere wohl niemand so wirklich vorstellen. Schließlich ist man gerade dabei, sein Hobby zum Beruf zu machen und in einem der vermutlich schönsten Jobs überhaupt zu arbeiten. Doch spätestens wenn die Anfangseuphorie verflogen und der Alltag eingekehrt ist, schleicht sich die erste Schreibblockade mit ziemlicher Sicherheit ein. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Der eine fühlt sich vielleicht blockiert, weil ihm die aktuellen Themen doch nicht ganz so liegen wie gedacht. Andere haben vielleicht ein Problem damit, wenn die Vorgaben der Auftraggeber den Texter in ein zu enges Korsett zwingen und dieser sich an das „Malen nach Zahlen“ erinnert fühlt. Und der nächste leidet vielleicht darunter, dass er keinen Arbeitgeber mehr hat, der regelmäßig das Gehalt aufs Konto überweist, er für seinen Lebensunterhalt voll und ganz allein verantwortlich ist und möglicherweise auch noch seinem Geld hinterher rennen muss.
Mögliche Wege aus der Blockade
Die Angst vor einer Schreibblockade ist also nur zu verständlich und wohl auch für jeden nachvollziehbar. Sie sollte jedoch nicht zum beherrschenden Element werden, wobei sie andererseits aber auch ein gutes Warnsignal ist. Denn wer sich als Freiberufler selbstständig macht, kennt das Wort „Freizeit“ allenfalls aus Texten, die er zum Thema schreibt, aber wohl kaum aus eigener Erfahrung. Wer also morgens mit dem Gedanken „Das schaffe ich nicht“ aufwacht, sollte dies als Hinweis verstehen, dass er vielleicht etwas kürzer treten und seinen Alltag so organisieren sollte, dass regelmäßig Zeit für Pausen bleibt.
[gard]
Was hilft bei einer akuten Blockade?
Wer tatsächlich an dem Punkt steht, dass er selbst bei Themen, die ihm eigentlich leicht von der Hand gehen, eine Ewigkeit braucht, befindet sich mitten in einer Blockade. In dem Fall kann es helfen, den Rechner auszumachen und ein oder zwei Stunden Sport zu machen, um den Kopf frei zu bekommen und anschließend die aktuellen Aufträge – vielleicht etwas langsamer – abzuarbeiten. Hat der Texter Stammkunden, mit welchen die Zusammenarbeit bisher zur gegenseitigen Zufriedenheit abgelaufen ist, lässt sich mit diesen durchaus reden, die Aufträge künftig etwas zu entzerren. Schließlich hat auch der Auftraggeber Interesse an guten Texten und einer weiterhin zuverlässigen Zusammenarbeit.
Eine komplette Auszeit zu nehmen, nur weil man gerade eine schlechte Phase durchlebt, empfiehlt sich allerdings nicht unbedingt. Auch Schriftsteller und Journalisten arbeiten eher nach der „Augen zu und durch“-Methode – und wenn am Ende des Tages nur 50 Wort zu Papier gebracht wurden, sinds halt nur 50 Wort. Hilfreich kann beispielsweise ein Blick in den Alltag der Redaktion eines örtlichen Mediums sein. Denn hier müssen die Beiträge fertig sein, wenn die Sendung on air oder das Blatt in den Satz geht. Hier lässt sich – auch durch den Austausch mit Kollegen – lernen, wie man unter Produktionsdruck auch an einem schlechten Tag arbeiten kann. Und möglicherweise kann sich daraus auch ein zweites Standbein ergeben, falls gerade einmal eine Auftragsflaute herrscht.
Gibt es Wege, Blockaden zu vermeinden oder die schlechten Phasen zu reduzieren? Natürlich gibt es diese, sie werden in den kommenden Wochen in weiteren Beiträgen beleuchtet.
H. Sochor